Freitag, 7. September 2018

Eine Anmerkung

Gedichte, wie ich sie schreibe, sind eine Kunstform aus der Vogelperspektive heraus.
Diese einzunehmen geht auf einen langen Übungsweg des inneren Zulassens der Lebensgebärden anderer Menschen, auf ein unmittelbares sich Einschwingen auf die Bewegungen ihres Denkens, Fühlens und Wollens und von daher auf das so Zugelassene wiederum wie ein Fremder von aussen Hinblicken zurück.
Die Gedichte werden so zu einem wertfreien Aussage, frei von der persönlichen Einstellung oder Betrachtungsweise des Schreibers. Damit können poetische Bilder, die daraus hervorgehen zum Auslöser werden einen von Mensch zu Mensch je unterschiedlichen Spiegel zu bilden, in dem der Leser, so er dazu bereit ist sich selber in einem tieferen Sinne begegnen kann.
Ich habe über mehrere Jahrzehnte hin daran arbeiten können und dürfen viele subtile Prozesse, die Menschen verbinden und in Verwicklungen stürzen können immer wieder neu beobachtend zu durchdringen, um sie auf die Möglichkeiten hin an derartigen Kommunikationsprozessen zu erwachen beschreibbar zu machen. Dabei wurde mein persönliches Einlassen auf harte Proben gestellt, um sich diesen Blick aus der Vogelperspektive eröffnen zu können.
Wenn sich ein Leser also auf Aussagen in meinen Gedichten einlassen kann, dann spricht ihn dabei nicht irgendeine persönliche Auffassung an, die ich in dem Gedicht niedergelegt habe, sondern, er wird durch die Aussage hindurch, die als Spiegel fungiert, von seinem eigenen Ich angesprochen es in dieser oder jener Weise in seine zu gestaltende Zukunft hinein tätig in Aktion zu versetzen, zu erwachen! Und! Sich ausrichten auf nichts anderes, als selbstverantwortliches langsames Wachsen aus dem Ich heraus!
Eine solche Haltung erzeugt Respekt und schafft neue Möglichkeiten für weitere Wege sozialen Miteinanders. Der moralisierend „erinnernde“ Zaunpfahl, wenn auch noch so subtil verpackt, war und ist zu keiner Zeit ein geeignetes Mittel gewesen soziale Erneuerungen zu fördern.
Unabhängig von der in meinen Gedichten bewusst versuchten Bearbeitung des Wortes hin zu einem wertfreien Spiegelbild, kann eine jede Wortäusserung als Spiegel genutzt werden, wenn ich mein Einlassen soweit zurücknehmen kann, dass Worte, die ich vernehme mich nicht von Anfang an persönlich in ein Ungleichgewicht versetzen, mich also reagieren lassen anstatt aus dem inneren Abstand heraus mich zu einem besonnenen Handeln zu führen.
Bernhard Albrecht.

Dienstag, 4. September 2018

Delphos

                             Als Sohn des Apollon
                         reist Du in den verborgenen
                            Lichtbögen des Lebens,
                         die das Erkenne Dich selbst
                                    in sich tragen
                              durch Raum-Zeiten
                                    der Erde zu.

                       Du  ewiger Träger und Zeuge
                   der Kräfte Deines Vaters Apollon.

                   Berufen die Seelen der Menschen
                                   zu erwecken
                           den Willen der Götter
  in Nachfolgetaten selbstverantwortlich fortzusetzen.
                             © baH, 04.09.2018

Montag, 3. September 2018

Eleusis

                                     Demeter,
                          die Du einst wohntest
               in den heiligen Hainen von Eleusis,
                      bist von dorten ausgezogen
                und hast Dich über die Zeit hinweg
                   der werdenden Individualkraft
                      des Weiblichen verbunden.

                           So wirkst Du seither
                                  vielgestaltig
                    im Kräftewirken der Frauen,
                                      hegst -
                              nicht länger mehr
                                 Göttin Natura,
                   mit Strenge und Milde zugleich
                die Kräfte des Willens im Werden,
                                        bist
                               Fackelträgerin
                      und Hüterin des Lebens
                               in Erwartung
                       Deiner Entschleierung.

                         Aurora Stimme Du
          des männlich-weiblichen Ich-Werdens.

                         © baH, 31.08.2018