Freitag, 12. Dezember 2014

Die offene Hand

                    Sich öffnend weitet sich der Raum
                    um sanft gebogene Finger,
                    gleich einer Kugel,
                    unscheinbar -
                    hin zum stillen „Anwesen“
                    noch verborgener Geschehnisse
                    im Fernlicht meiner weiteren Schritte.

                    Ich gehe hinaus,
                    öffne still mein Herz
                    dem neuen Morgen,
                    lächle den Wandervögeln zu,
                    die das Nest meiner geöffneten Hand
                    aufsuchen für einen Augenblick,
                    im Vorbeiflug Schutz und Ruhe findend.

                    Ich gehe hinaus,
                    nehme das flatternde Gezänk
                    nicht weniger als Ruf an mich,
                    als das leise Rauschen
                    unausgesprochener Worte
                    im Vorstundenbann meiner geöffneten Hand.

                    Ich gehe -
                    und reiche dem Vertrauen meine Hand!

                    © baH, 12.12.2014

Donnerstag, 11. Dezember 2014

Geschenk

                               Spontan
                       das Herz geöffnet
                        dem Augenblick
                              und dem,
                der eben noch ein Niemand
                         die gelbe Rose
                    in die Hand gedrückt,
                                  ist
                    wie ein Adventslicht
                entzündet in dunkler Zeit,
                         umhüllt Dich,
                     der Zeit enthoben,
          mit einem Hauch von Ewigkeit.

                    © baH, 11.12.2014
                       
                                                                                           

                       Cafè im Grün

             Sein Duft umschmeichelt

                angenehm die Sinne,

           verteilt sich sanft im Raum.

              Zarte Wölkchen tanzen
         
über braun getupftem Schaum.

    Die gelbe Rose, eben erst erstanden,

         bietet sie sorglos, ja, spontan

dem jungen Kellner in der grünen Weste an.

            Dem Italiener eine Blume -
            
geschenkt von einer Frau!

             Sattes Grün, zartes Gelb

             und Schokoladenbraun!

        Die Farben passten so genau.

                   Erschrocken fast,

         doch kurz noch umgewandt,

                        flüchtet sie.

        Er dreht die Rose in der Hand,

    gedankenvoll der Blick, der scheue.

Sie geht zum Markt und kauft sich eine neue.

                           © bmh
            silberperlen.wordpress.com

Schweigen

                    Die geöffnete Hand schliessen -
                   
                    bis nichts als feine Scherben
                    sich in die empfindliche Haut
                    bohren, ...
                   
                    die geöffnete Hand,

                    die aus dem Fluss des Lebens
                    ein kleines Schneckenhaus
                    nahe dem Herzen in sich barg,
                    schliessen?

                    Die geöffnete Hand!


                    Was wären Du und Ich
                    ohne diese kleinen Wunder,
                    durch die uns das Leben beglückt,
               
                    was ohne die Freude,
                    die Leben uns spüren lässt
                    tief in uns,

                    was wäre die Welt,
                    wenn die Sonne sich dauerhaft
                    in den Schleiern der Nacht verschlösse?

                   
                    Ich bin die Verantwortung
                    für die Kraft des Lichts in dieser Welt!

                    © baH, 11.12.2014
                    Gabriela zugeeignet
                  

 Schweigen

Ich könnte meinen Rucksack öffnen und zeigen, was darin steckt: dicht beschriebene Arbeitspläne, Protokolle, Arbeitsmaterialien, Texte und Bilder für anderswo.
Doch darüber zu erzählen verspüre ich nicht das geringste Bedürfnis.

Ich könnte erklären, was in den Körben und Kisten drin liegt, welche meinen Weg säumen oder manchmal mitten drauf stehen: Übungen meines Alltages, aber keine Anlässe, die sich teilen lassen.

Ich könnte meine Hand öffnen, ganz behutsam und freudig. Es ist das einzige, was mich drängt und mich aus dem reissenden Zeitstrom herausholt.
Doch da ist die Angst, die mich zurückhält, die Angst vor dem Blick, welcher milde lächelnd, überlegen und mit hochgezogenen Brauen seufzt:
"Ach, dass ist doch ein ganz gewöhnliches Schneckenhaus!"

Lieber schliesse ich die Hand, fest und immer fester, bis ich spüre, wie feine Scherben sich in meine empfindliche Haut bohren.

© aufeinanderzu.blogspot.ch