Seiner Berufung wird ein literarisch arbeitender Mensch dann gerecht, wenn er durch sein Wortschaffen Wege der Entwicklung für den Menschen eröffnet. Das Wort D-ich-tung spricht es deutlich aus. Es geht um das Ich, um einen Weg der Authentizität in Bezug auf das eigene dichterische Tun. Diesen Weg zeichnete einst schon Aristoteles in seiner Poetik vor. Aus geistesgegenwärtiger Präsenz im Gespräch unter Autoren diesen Weg erneut frei zu legen, dazu will dieser Blog ein Forum sein.
Freitag, 9. November 2012
Das Es
Nur wir sind es,
die sich dem lebendigen Leben
entziehen,
nur wir können dies tun,
tun es immer wieder.
Nur wir meinen
Tag lang immer wieder,
Es tut mit uns.
Welch ein Widersinn!
Denn wir allein
haben es in der Hand
Leben lebendig zu erschaffen
im Ich.
© Bernhard Albrecht, 09.11.2012
Bruni Kantz zugeeignet
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Widersinn

Melodie
Im Tanz der Intervalle,
die Dein Sinnen
durchdringen,
in der Stille vieler
kleiner Augen - Aufschläge
im geschäftigen Treiben
des A l l t a g s
in und um Dich herum -
dieses Summen,
das vielschichtig
sich überlagernd
Melodien
fliessend in sich fasst -
öffnen sich Tore!
Aus unergründlichen Tiefen
umschweben Dich Worte
und -
im Zeitfenster
geht ein Ruf an Dich,
hörst Du
im Tönen der Muschel Dich.
© Bernhard Albrecht, 09.11.2012
Kommentargedicht für Ursa Angst,
zu dem Gedicht „Im Zeit-Garten“ vom 03.11.2012
http://www.grenzenloswortlos.blogspot.ch
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Tor

Durchgang
Müde atmet die Freiheit,
gleich einem fernen Windhauch
kaum zu spüren.
Müde -
in den Tiefen ein Rauschen,
das auf wundersame Weise mich gürtet,
ein Rauschen, das ich vernehme,
wenn ich der Tiefe
gerade jetzt mein Ohr leihe
und lausche.
Mich gürtet
und Tränen über die Wände
meiner Gefangenschaft kullern lässt.
Schreibe Dir selber eine Liebeserklärung!
© Bernhard Albrecht, 09.11.2012
Kommentargedicht für Miroslav B. Dusanic
zu seinem Gedicht „Niederlage“ vom 05.11.2012
http://www.miroslavdusaniclyrik.blogspot.ch
gleich einem fernen Windhauch
kaum zu spüren.
Müde -
in den Tiefen ein Rauschen,
das auf wundersame Weise mich gürtet,
ein Rauschen, das ich vernehme,
wenn ich der Tiefe
gerade jetzt mein Ohr leihe
und lausche.
Mich gürtet
und Tränen über die Wände
meiner Gefangenschaft kullern lässt.
Schreibe Dir selber eine Liebeserklärung!
© Bernhard Albrecht, 09.11.2012
Kommentargedicht für Miroslav B. Dusanic
zu seinem Gedicht „Niederlage“ vom 05.11.2012
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Donnerstag, 8. November 2012
Sehnsucht
Einem jungen Fohlen gleich,
das seine Nüstern neugierig öffnet,
die tausend unbekannten Düfte
am Wegesrand zu erkunden,
wirst Du geführt,
bis,
ja bis Du irgendwann
einkehrst ganz bei Dir -
Du still lauschst einem Ton in Dir,
der immer schon war,
nur zugedeckt
von Deiner unstillbaren Sehnsucht.
Aus der nach aussen gewandten Horizontalen
gehst Du in die innere Vertikale
und findest
in den Tiefen eine Kraft,
die grösser ist,
als alles, was Du vorher
suchtest und fandest.
Heimgekehrt
beginnst Du Freiheit zu leben,
still im Hier und Jetzt.
© Bernhard Albrecht, 08.11.2012
Kommentargedicht für Ursa Angst
zu dem Gedicht: "Das Nie" vom 01.09.2012,
http://www.grenzenloswortlos.blogspot.ch
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Ton

Dienstag, 6. November 2012
Kelch
Den Kelch am Mund -
trinke,
trinke ohne Widerrede,
denn nur so gelangst Du
mit Deinem inneren Fährmann
an die Ufer des Lichts
jenseits des Nicht-Wissens.
Trinke,
was in Dir aufsteigt
im Angesicht des Du,
das zu Dir spricht,
wenn lauschend Du
Dein Ohr öffnest,
wo immer.
Trinke -
lass trinkend Dich fallen
dem Grunde zu,
mitten hindurch
durch jede Art der Selbstbehauptung,
denn „nachtodliche“ Ich - Erfahrung
wird allein dem geschenkt,
der zuvor alles Ja-Aber fallen liess.
© Bernhard Albrecht, 06. 11. 2012
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Selbstbehauptung

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