Mittwoch, 20. März 2019

Neu-Boden

                Es ist Dein Antlitz,
                das du im Du erblickst, das -
                ohne Beschönigung anzuerkennen, Dir
                im stillen Allseits
                ein Mehr an Selbsterkennen abverlangt
                als zu geben Du bisher bereit -
                es ist Dein Antlitz.

                Die Illusion Du habest
                Anderen so dies und das zu sagen
                ist die wohl grösste Illusion auf Deinem Weg.

                Den Willen selbstverantwortlich zu formen,
                den Pflug in den Neu - Boden zu stemmen
                hingegen das beständig wiederstrebende Ziel
                Deines Selbst-Werdens.

                © baH, 19.03.2019
                ausserhalb des ansonsten üblichen Schreibvorgangs
                als schnelle Notiz irgendwann zwischen Oktober 2018
                und Januar 2019 auf einem Blatt Papier festgehalten
                und jetzt erst wieder entdeckt

Dienstag, 19. März 2019

Befremdender Anruf

                Das Telefon klingelt, die Leitung knackt -
                Du sprichst mit belegter Stimme und
                was Du sagst tönt formelhaft,
                dringt in seinen Klangwellen nicht durch Deine Füsse
                bis in den Boden auf dem Du stehst.

                Du suchst tastend einen alten Dialog zu erneuern,
                den Du vordem, die innere Freiheit nicht achtend
                besserwisserisch abgebrochen.

                Dir antwortend kommt mir das Bild
                von Raffaels Schule von Athen in den Sinn -
                tritt mir der weisse Jüngling innerlich vor das Auge,
                der mit der Stille des Herzens am Leben Anteil nimmt.

                Im Loslassen von Allem höre ich mich sagen, findest Du
                die innere Freiheit, wird der weisse Jüngling Dein Lebensbegleiter.

                © baH, 19.03.2019

Sonntag, 17. März 2019

Da-capo al fine

                ver-Werfen versus teiLen  I

                Archaisch der Steinwurf gegen Nahestehende
                noch ehe ihr Anklopfen wirklich vernommen -
                archaisch der unerkannte Umgang
                mit uralten Ritualen, die den Ausschluss
                des Ander-Sein „schreiend“ fordern,
                den Sündenbock dingfest machen,
                nur weil -
               
                MiR der Mut fehlt mich mir selber zu stellen.

                Archaisch auch heute noch
                das Social Media Verhalten, wo im Zweifel
                das Fremde schwerer ins Gewicht fällt
                als die Hand Geste, die sich brüderlich
                dem AnderSein zuwendet.


                    ver-Werfen versus teiLen  II

                Archaisch der Widersinn,
                dass ein Fremder mir Nahe steht,
                denn was sollten wir schon miteinander teilen -
                im unabweislichen einander FremdSein?
               
                Ich bin  h i e r  und Du kommst von dort.

                Wie aber, wenn ich mir selber fremd geworden,
                ich verfangen im TeerVerklebten Vermeinen
                den inneren Kontakt zu MiR
                verloren?

                Wie, wenn das FremdNahe
                als rettende Geste am Abgrund sich auswies -
                ich unfähig mein Sein im  J e t z t  zu fassen,

                das innere Wort in seiner Stille zu erlauschen?


                               Da-capo al fine

                Nach Internierungen des Vermeinens
                im Crescendo Takt,
                Mauerbau aus hartnäckigen Urteilen ohne Ende -

                nach Umlenken, Verdrehen und Verschaukeln
                vielen guten Willens
                die Sturzgeburt …

                von allen guten Geistern verlassen
                nackt
                im Nirgendwo.

                Bis aus der Stille
                eine Stimme
                mich aufstehen heisst,
                in die Kraft meiner Auferstehung.

                © baH, 17.03.2019
                Dem Fremden gewidmet, der vom Grund her weis,
                dass er der Ansgesprochene ist.



SelbstReflexion versus AnderReflexion

Welch WiderSinn –
in Zeiten auf AllSicherheiten
bedachten VermeinenS
vom anderen Menschen her zu denken,
in den Intervallen seines Sagens
auf Entdeckungsfahrt zu Gehen,
AllZuMenschliches zu Belichten –
oder gar … durch ihn
in geheimnisvolle Neulande Einzutauchen,
welch ein WiderSinn.

Unter abstrakten SelbstReflexionen
flüchten Geheimnisse ins Nirgendwo –
das OrchesterR der Seelen sucht vergeblich
den gemeinsamen GrundTon.

© baH, 15.03.2019
Erstveröffentlichung in:
 https://diespringerin.blog/2019/03/10/28132/?sn=c&c=4221#comment-4221

Worte vorwärts

                „Es braucht eine Stimme,“
                es braucht Deinen Mut,
                den Mut den schon Sokrates
                von seinen Schülern einst einforderte,
                wenn er Innenwelt-Dialoge initiierte.

                Es braucht den Mut
                in und mit den Worten sprechend
                über Brücken zu gehen,
                hinein in Ungewissheiten,
                um das Nicht-Wissen zu meistern.

                Denn Deiner Kernung geht der innere Tod voran.

                Es braucht den Mut
                Aug in Auge mit dem inneren Wort
                dem Gift in der eigenen Seele zu begegnen,
                das in Folge zahlloser Übergriffe auf das Wort
                abgelagert in Dir rumort.

                Es braucht den Giftbecher in der Hand
                das Wagnis zu einem echten Neuanfang,
                der das Wort würdigt,
                weil nur derjenige der sich verneigen kann
                Einlass erhält in die Lichtbereiche des Wortes.

                © baH, 13.03.2019
                Erstveröffentlichung auf:
    https://wortwegblog.wordpress.com/2018/03/13/worte-rueckwaerts/#comments