Mittwoch, 21. Mai 2014

Platons Höhlengleichnis

                    Jeder Mensch ein Tor,
                    Aufforderung
                    in die eigene Unterwelt
                    hinunter zu steigen,
                    der Illusion eigenen Vermeinens zu entsagen.

                    Jeder Mensch eine Konfrontation
                    mit der dunklen Seite des eigenen Wesens,
                    stiller Wegweiser
                    die eigene Transformation
                    tatkräftig an die Hand zu nehmen.

                    Jeder Augenblick eine Chance
                    zwischen Licht und Dunkel
                    einen Weg zu bahnen,
                    Entfesselungen zu ermöglichen
                    und Freiheit spüren zu lassen.

                    Jedes Tor
                    Durchgang
                    Weg zu neuen Ufern,
                    Weckruf des Du
                    in den Brandungswellen des Lebens
                    die Angst zu überwinden
                    und den Mut zu finden.

                    © baH, 21.05.2014
               
                   

Haiku

                    Im Blätterwald ein Funkeln
                    Lichtboten
                    auf Steigleitern des Lebens
                   
                    baH, 21.05.2014

Verweilen im Cafè

                Du hörst sie blubbern
                um Dich herum
                Stimmen -
                wie Blasen im Strom des Lebens,
                kreisend
                saugend
                platzend.

                Du spürst Vorhänge des Verbergen rascheln,
                resigniertes Haften auf Treibhölzern des Lebens,
                siehst entrücktes,
                einer weiten Vergangenheit zugewandtes Kopfnicken,
                hörst unterschwellig monotones Wehklagen.

                Du lächelst einem Kinde zu,
                das unbekümmert von all dem
                voll satter Freude
                mit allen Sinnen
                unterwegs ist mitten im Leben.

                Du öffnest Deine Hand,
                neigst Dich dem Kinde zu
                und für einen Augenblick
                taucht ihr Beide ein
                in die Allgegenwärtigkeit heilender Selbstvergessenheit.

                © baH, 21.05.2014
                   

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                    Nur einen Augenblick
                    den Vorhang zur Seite schieben,                   
                    hineinschauen -                   
                    spüren den eigenen Blick,
                    wie er sich kräuselt,
                    verdichtet,
                    an Fahrt und Dynamik
                    von Mal zu Mal mehr zulegt.

                    Spüren den Hauch des Lebens,
                    der Dich von allen Seiten her umweht,
                    Dir mehr als 1001 Geschichte zuträgt.

                    Erleben den Reichtum,
                    der die Kammern Deines Herzens belebend füllt,
                    sobald Du
                    über die Kimme Deiner Vorurteile hinweg schaust,
                    Dich einlässt
                    für das so Andere
                    im Garten des Du.

                    Nur einen Augenblick!

                    © baH, 20.05.2014

Sonntag, 18. Mai 2014

Fragment 2/2014

Das Geheimnis eines Reissverschlusses ist die Augenhöhe aller seiner Haken zueinander. Alle Haken verbünden sich in der einen Aufgabe eine unüberwindlich erscheinende Grenze zu überbrücken, einen Abgrund zu schliessen.
Keiner der Haken geht selbstbezogene Wege, denn dies würde alle, die sich in der Herausforderung einer schier unlösbar erscheinenden Aufgabe mühen um ein fliessendes Gleichgewicht des aufeinander zu Bewegen ins Wanken bringen, unentwirrbar und gewalttätig ineinander verkeilen.
Der „runde Tisch“ ist nur scheinbar eine Angelegenheit der Diplomatie. In erster Linie hängt die Möglichkeit und das Gelingen einer derartigen Unternehmung von einer im weiten Umkreis geübten inneren Haltung des Respekts vor dem, in welcher Situation auch immer, anderen Menschen ab.

Angesichts der gewärtigen Weltlage will ich einen Augenblick innehalten und mich besinnen. Bilder formen sich vor meinem inneren Auge. Schmerzhafte Geschichten scheinen auf und rufen , nach was ...
Nach Respekt vor der Würde des anderen Menschen, auch dann, wenn ich mich rein sachlich vor diesem oder jenem Sagen dieses Menschen abgrenzen muss. Ganz gleich um welcher Sache willen, die Würde des anderen Menschen ist unantastbar.
Es stehen Bilder von Männern in mir auf, die ihre Frauen autoritär nieder schreien, es schieben sich Bilder von Frauen dazwischen, die ihre Männer, von Eifersucht verführt  aus dem Haus treiben, oft unschuldig. Ich sehe in erstarrte Kinderaugen, die unter der Last unsäglicher über sie verhängter Strafen, sich nicht mehr anders zu helfen wissen, als durch ihr Verhalten alle Grenzen zu verletzen. Gewalttätigkeit allenthalben. Was unterscheidet diese von dem martialisch gewalttätigen Gehabe eines Separatisten hinter den Barrikaden von Slowjansk.
Ich höre das Wort "Verharmlosung" mir entgegen gerufen. Ich lächle. Hast Du den Geschichten gelauscht, die diese Menschen zu dem machten, was sie jetzt an den Tag legen. Spürst Du die Gewalttätigkeit Deines gegenwärtigen Vorurteils? Du urteilst über Menschen, die Du nicht kennst. Du machst Deine Sicht auf die Dinge zum allein gültigen Massstab und schimpfst über die Unfähigkeit von Politikern, während Du die Gräueltaten in Syrien am Fernsehen verfolgst.
Durch Europa verläuft seit Jahrhunderten eine unscheinbare Grenze, ausgelöst durch ein Schisma. Diese Grenze bricht gegenwärtig an zwei Stellen unübersehbar auseinander und ruft die Gefahr eines Bürgerkrieges auf den Plan, gebaut auf gewalttätigem Schwarz-weiss Denken.
 
Das Geheimnis eines Reissverschlusses ist die Augenhöhe aller seiner Haken zueinander. Alle Haken verbünden sich in der einen Aufgabe eine unüberwindlich erscheinende Grenze zu überbrücken, einen Abgrund zu schliessen. ...

Im Dunstkreis der Nachhaltigkeit

                                 Unmöglich

                    Es ist nie zu spät,
                    trägst Du eine Haltung in Dir,
                    gelotet in Deiner Leibmitte.

                    Es ist nie zu spät.
                    Das Schöpferische in Dir
                    findet Wege -
                    selbst durch die grössten Verengungen hindurch.
       
                    Es ist nie hoffnungslos zu spät,
                    denn das Ich entbindet Kräfte
                    die von einem Augenblick zum nächsten
                    mehr Sprengkraft in sich bergen,
                    als das Wasser,
                    das Felsen bricht in Jahrhunderten!

                    Es ist nie zu spät -

                    © baH, 18.05.2014


                    Die Kraft der Veränderung

                    Nur der hält Ausschau
                    im Staub auf dem Weg,
                    der Erkanntes
                    nicht annimmt, der sich
                    dem Leben verweigert.

                    In uns lebt eine große Kraft.
                    Die Kraft der Veränderung
                    ruht in unserer Mitte.

                    © bmh 2013/ 2014 2. Version


                    Die Kraft der Veränderung

                    Veränderung -
                    Du Wüstenwind meines Alltags,
                    unerbittlich bläst Du mir
                    millionenfach die Sandkörner
                    meiner Unvollkommenheiten
                    entgegen -
                    ohne Ende.

                    Auch wenn ich wegschaue -
                    die Desillusionierung überholt mich,
                    unvorhergesehen,
                    räumt den Horizont
                    von innen her erzeugter
                    Fata Morganen leer -
                    unerbittlich.

                    Was bleibt ist der leere Wille -
                    der dunkle Umhang der schwarzen Madonna,
                    die in ihrem still leuchtenden Herzen
                    trägt den Geburtskeim der Ich-Kraft.
                   
                    Wo aller Eigenwille erstorben,
                    zeugt sie
                    nachhaltige Veränderung -
                    öffnet unscheinbar das Tor zum Gral.

                    © baH, 04.06.2014




In letzter Minute

                Nur eine Nacht tobender Winde,
                aufgebracht tanzender Wellenberge -
                machte sie
                die pflegende Hut vieler Wochen zunichte,
                brach sie im hoch gebauten Nest
                den Atem -
                der kleinen Schar junger Haubentaucher?

                Ich gehe am See entlang,
                sehe im ruhelosen Wasser
                vor der Sandbank auf- und ab-  schaukelnd
                den Nistplatz, leer -
                spüre in mir die bange Frage.

                An das Ufer eilend
                schweift mein Blick über den Strand,
                während meine Schritte
                im Sand ihre Spur niederlegen,
                bis mein Herz pocht schneller,
                ich sehe
                den Knäul kleiner Haubentaucher
                in einer Kuhle
                aus angeschwemmten Blättern und Tang.

                Eng beieinander wärmen sie sich gegenseitig.

                © baH, 17.05.2014