Das Geheimnis eines Reissverschlusses ist die Augenhöhe aller seiner Haken zueinander. Alle Haken verbünden sich in der einen Aufgabe eine unüberwindlich erscheinende Grenze zu überbrücken, einen Abgrund zu schliessen.
Keiner der Haken geht selbstbezogene Wege, denn dies würde alle, die sich in der Herausforderung einer schier unlösbar erscheinenden Aufgabe mühen um ein fliessendes Gleichgewicht des aufeinander zu Bewegen ins Wanken bringen, unentwirrbar und gewalttätig ineinander verkeilen.
Der „runde Tisch“ ist nur scheinbar eine Angelegenheit der Diplomatie. In erster Linie hängt die Möglichkeit und das Gelingen einer derartigen Unternehmung von einer im weiten Umkreis geübten inneren Haltung des Respekts vor dem, in welcher Situation auch immer, anderen Menschen ab.
Angesichts der gewärtigen Weltlage will ich einen Augenblick innehalten und mich besinnen. Bilder formen sich vor meinem inneren Auge. Schmerzhafte Geschichten scheinen auf und rufen , nach was ...
Nach Respekt vor der Würde des anderen Menschen, auch dann, wenn ich mich rein sachlich vor diesem oder jenem Sagen dieses Menschen abgrenzen muss. Ganz gleich um welcher Sache willen, die Würde des anderen Menschen ist unantastbar.
Es stehen Bilder von Männern in mir auf, die ihre Frauen autoritär nieder schreien, es schieben sich Bilder von Frauen dazwischen, die ihre Männer, von Eifersucht verführt aus dem Haus treiben, oft unschuldig. Ich sehe in erstarrte Kinderaugen, die unter der Last unsäglicher über sie verhängter Strafen, sich nicht mehr anders zu helfen wissen, als durch ihr Verhalten alle Grenzen zu verletzen. Gewalttätigkeit allenthalben. Was unterscheidet diese von dem martialisch gewalttätigen Gehabe eines Separatisten hinter den Barrikaden von Slowjansk.
Ich höre das Wort "Verharmlosung" mir entgegen gerufen. Ich lächle. Hast Du den Geschichten gelauscht, die diese Menschen zu dem machten, was sie jetzt an den Tag legen. Spürst Du die Gewalttätigkeit Deines gegenwärtigen Vorurteils? Du urteilst über Menschen, die Du nicht kennst. Du machst Deine Sicht auf die Dinge zum allein gültigen Massstab und schimpfst über die Unfähigkeit von Politikern, während Du die Gräueltaten in Syrien am Fernsehen verfolgst.
Durch Europa verläuft seit Jahrhunderten eine unscheinbare Grenze, ausgelöst durch ein Schisma. Diese Grenze bricht gegenwärtig an zwei Stellen unübersehbar auseinander und ruft die Gefahr eines Bürgerkrieges auf den Plan, gebaut auf gewalttätigem Schwarz-weiss Denken.
Das Geheimnis eines Reissverschlusses ist die Augenhöhe aller seiner Haken zueinander. Alle Haken verbünden sich in der einen Aufgabe eine unüberwindlich erscheinende Grenze zu überbrücken, einen Abgrund zu schliessen. ...
Seiner Berufung wird ein literarisch arbeitender Mensch dann gerecht, wenn er durch sein Wortschaffen Wege der Entwicklung für den Menschen eröffnet. Das Wort D-ich-tung spricht es deutlich aus. Es geht um das Ich, um einen Weg der Authentizität in Bezug auf das eigene dichterische Tun. Diesen Weg zeichnete einst schon Aristoteles in seiner Poetik vor. Aus geistesgegenwärtiger Präsenz im Gespräch unter Autoren diesen Weg erneut frei zu legen, dazu will dieser Blog ein Forum sein.
Sonntag, 18. Mai 2014
Fragment 2/2014
Die immer neue Herausforderung: Im Gespräch mit dem Du sich finden im Ich. Dichtung, ein Weg der Verdichtung auf das Ich hin, Erwachen zu sich selbst in Ich-Verantwortung. Das Du wird dem innerlich wachen Beobachter auf diese Weise zu einer Quelle eigener Entwicklung und darüber hinaus auch eine mögliche Quelle literarischer Inspiration.
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