Donnerstag, 16. Mai 2019

Notre Dame

            Das Haus des Lebens brennt,
            es stürzt das Dachgestühl
            im Inferno unheiligen Verlangens.

            In den Strassen proben seit Wochen
            „Gelbwesten“ -
            die Entrechteten der Gesellschaft den Aufstand.

            Visionär angehauchter Elysee Liberalismus
            im Widerstreit mit dem Zorn der Strasse -
            ein ganzes Land verdeckt vor dem Herzinfarkt.

            Von allen Seiten bestimmen
            Nebelkerzen den Takt der Gespräche -
            hindert Verbitterung und lebensferne Arroganz
            lösungsorientiertes Aufeinander-Zugehen.

            Die „Grande Nation“ ringt um ihr offenes Herz.

            © baH, 16.05.2019

Dienstag, 14. Mai 2019

Im Nichts beheimatet

            Es bedarf der tonnenschweren Steine
            in den himmelhoch ragenden Säulen
            altehrwürdiger Dombauten,
            denn sie können hintergründig offenbaren den Tod -
            die Kraftgestalt des Nichts.

            Ohne Toderfahrung
            im Ringen um die innere Aufrichte
            kein Durchbruch vom Nichts ins Sein,
            weil die Frage des Sokrates nicht lebensnah gestellt -
            das Wissen als Nichtwissen weiter in der Abstraktion gebannt bleibt.
           
            „Ich weiss, dass ich nicht weiss.“ *
       
            Wer dieser Frage nicht furchtlos standhalten will,
            der kann nicht eintreten in die inneren Lichträume,
            die sich im Klangspiel von Domsäulen -
            den sozialen Sprachräumen des Ich - Du eröffnen.

            In der Lichtdynamik  authentischer Willensgebärden
            verduftet die „Spinnen durchwobene Zwecklosigkeit,“
            zerfallen Illusionen und -
            für das „Worauf es Ankommt“ öffnen sich Räume.

            Du darfst über so manche Beschämungen hinaus -
            hören die Schwalbe, die singt das Lied der Inspiration,
            enthüllt im "inneren Worten" die Herz-Partitur Deines Lebens.


            © baH, 14.05.2019
            
            Eine poetische Antwort auf das Gedicht  von Eva Wick

            Wachsender Bedarf an nichts
            Gerade als ob
            Gedichte zu irgendwas Nutze wären. Sie sind vielmehr
            spinnwebengewobene Zwecklosigkeit in
            ihre schärfsten Form
            und damit hochpolitisch.
            Es kommt auf die Luft im Kircheninnenraum an.
            Das samtige Licht
            zwischen den Kapitellen. Wen kümmern unfragwürdige Tonnen Stein?
            Und so steckt das Woraufesankommt in der Rätselhaftigkeit
            die durch Beratenwerden
            nicht erraten werden wird
            und sich nur immer wieder anbietet, dich anhaucht,
            bis du dich
            – deinerseits den Atem anhaltend – ergibst
            und abtauchend zulässt,
            dass sich eine Schwalbe
            auf deinem mittleren Rippenbogen niederlässt und unbeeindruckt von deinem roten Kopf über den                 Zeitpunkt des Weiterflug entscheidet.

            eva WiCk

            https://diedrei.org/autoren-anzeigen/autor/caliskan-sibell.html
            campyrus Forum für Auszubildende & Studierende Seite 9
          
           * Zum Satz des Sokrates: "ich weiss, dass ich nichts weiss" siehe u.a.
           https://ich-quelle.blogspot.com/2018/09/die-frage-nach-dem-wirklichen-ich-3teil.html