Sonntag, 20. November 2022

Cherson

                                        Als Besatzer

unserer Selbst-Gefühligkeiten,

die … überlebte Urteile und Vorstellungen

ohne Frage ins Unendliche

weiter annektieren,

verstecken wir uns in den Höhlen

unserer Besorgnis- und Versagensängste,

folgen willfährig einer jeden Fama,

die unsere so zahlreich zur Schau gestellten

Verkleidungen in strahlendem Weis beleuchten.


Selbst der drohende Supergau 

kann den Mut zur Zeiten-Wende

in Ich-Verantwortung nicht aktivieren.


© baH, 20.11.2022

 

Montag, 24. Oktober 2022

Butscha

                  Der Tod liegt offen auf der Strasse,

lauert hinter Hecken,

springt Dich schmerzlich

aus den Gesichtern der Anwohner an.


Entsetzt beklagen wir ihn,

doch die Tragik, die darin aufscheint

ist sehr viel grösser 

weil Butscha schon lange

vor seiner Zeit in unseren Herzen lebte.

Denn auf verdunkelten inneren Wegen,

gut getarnt hinter Büschen liegend,

haben wir mit Mörser Munition

auf allzu viele geschossen, 

die nicht unserer Meinung waren.


Wir alle haben hinterhältig

gemordet und vergewaltigt -

unsere Zeigefinger müssten von daher

in Kälte gefrostet abfallen,

wenn sie auf russische Soldaten deuten …


Denn unsere Toten verwesen im Nirgendwo,

weil Metanoia sie bis anhin nicht umarmt.


© baH, 24.10.2022


Montag, 12. September 2022

Der Stab

                        Seit Urzeiten reichen sie einander die Hände,

geben den Stab weiter,

um aus dem ewigen Quell

                        der tätigen Liebe den Weg zu bereiten.


Einsamkeit ist der Preis,

die Gabe – 

in der Verdichtung auf das Wesentliche

hingegen eine große Kraft, 

denn unerschöpflich

ist die Quelle des Ur – Menschlichen,

die in ihrer Gegenwart allzeit präsent,

wenn das Ich dem Du sich öffnet, 

und im Spiegel der Selbst-Einkehr

die eigene Wegspur aufnimmt.


Das Geheimnis von Emaus tritt ans Licht -

wo der Speer der Widerrede

im Angesicht des Du niedergelegt,

das Ich vor eigenem Zerrbild

das Knie in Demut beugt,

dort spendet „Er“ das Brot des Lebens

und bricht um den Acker unerschöpflicher Kraft. 


© baH, 08. 07. 2005 - mit kleinen Korrekturen 

erstmals veröffentlicht am 12.09.2022

 

 

Donnerstag, 25. August 2022

Frieden

                                 Frieden finden in friedloser Zeit, 

wer sucht ihn nicht,

wenn auch mitunter verborgen

hinter Verletzungsverhalten?


Der Alltag verstellt mit Prellböcken 

unterschiedlichster Art den Weg,

an denen ich Ich/Du sich wund reiben, 

in Abwehr und Angriff abtriften

anstatt innezuhalten.


Innezuhalten

um genau hinzuschauen was ist 

mit Dir und mir, horizontlos -

über alles Vermeinen hinaus

bis auf den Grund des Tatsächlichen.


Wer gerät da nicht

im grossen  u n d  kleinen Opfer/Täter Spiel

zwischen die Dornen so mancher Selbsttäuschungen,

die vor dem Spiegel der Wahrheit

die bedingungslose Selbsteinkehr einfordern?


Frieden kann nicht verhandelt werden,

ich kann ihn nur finden

in der kampflosen Einkehr ganz bei mir.


© baH, 24.08.2022

Patricia (mrslevia), der stillen Lebensfaden-Weberin gewidmet


 

Mittwoch, 24. August 2022

Blindheit

                                Innehalten 

im weltumgreifenden Big-Data Transfer -

kein Leicht-Ding.


Das Wesentliche 

vom Unwesentlichen scheiden,

nicht hereinzufallen auf

gut getrimmtes Kakerlaken Geschwätz -

eine Herausforderung.


Der vorschnelle Ausschluss

von diesem und jenem, ist -

hinter fremdartig anmutenden Sprechblasen

hingegen eine Dummheit.


So bringt die eilfertig 

über getarnte Schiessscharten abgesetzte

Besserwisserei im Nachgang -

unversehens den Tod.


Den Tod durch die Giftwirkung

nicht zum Leben erweckter -

Selbsterkenntnis.


Blindheit bannt den Tatunwilligen

an den Prellbock eigenen -

für unanfechtbar gehaltenen Vermeinens.


© baH, 24.08.2022

 

Samstag, 20. August 2022

Leere

                                 Leere - Brache der Kraft -

       in langsam sich entfaltenden

  Bewegungen

erprobst Du „ichsam“ (1)

den ureigenen Tatwillen.


Leere - mütterlicher Urgrund,

Tor zum Chaos -

und zur Geburt.


Leere - in Deinen Armen erfährst Du Dich

beständig neu konfrontiert mit der Frage:

Wendest Du Deinen Willen,

gräbst um das Land das Dir anvertraut

und nimmst Dein Ichwerden an die Hand?


© baH, 07.12.2013/19.08.2022 

(1)  Salvatore Lavecchia entlehnt

Aus seinem Buch: Ich als Gespräch -

Anthroposophie der Sinne,

Verlag Freies Geistesleben, Stuttgart 2022

Freitag, 5. August 2022

Auf dem Vulkankegel

                        Das Wort von der Zeitenwende geistert

durch öffentliche Verlautbarungen, um …

zumeist schnell wieder abzutauchen.


Der Ernst der gegenwärtigen Weltlage

entgleitet dem Nachsinnen 

im Tornado Modus der Schnelllebigkeit - augenblickslos.


Landauf landab die Sorge um den Gasnotstand,

den ökologischen Wirtschaftsumbau, 

doch den Parteien-Alltag bestimmt weiter

politisches Beinscheren Gerangel.


Der Innwelt Verderb vor aller Augen wird nicht gesehen …


© baH, 05.08.2022


 

Montag, 11. Juli 2022

Die flüchtende Aufmerksamkeit

                                 Düsternis besetzt die Kraftfelder dieser Welt,

der Hipe der grössten Aufmerksamkeit

wird zum Mass aller Dinge …

Zelebriert wird die Einschaltquote.


Im Minutentakt sich überschlagender Meinungen

tragen Experten ihre Signalemente (1) über die Bühne,

hinterlassen zumeist eher dünne Extrakte.


Dazwischen maskenhaft lächelnde Sprecher,

Steuermänner der Hoheit über die Meinungsbildung.


Während vor den Fernsehschirmen allzu viele umnebelt -

ihre Fähigkeit zu tieferem Anschauen preisgeben.


© baH, 11.07.2022

                                (1) Platons Höhlengleichnis

Geistes Schimmern

                                 Nicht verloren 

ist des Geistes Schimmern

dem inneren Anschauen,

nicht das leise Erschauern

im Angesicht der Sphären Harmonien -

                                Allein 

um des Reifens der Freiheit willen

ist verschleiert 

das Tor der Unmittelbarkeit -


Bis dynamisiert verdichtete Aufmerksamkeit

den Geistes Willens Kräften „ichsam“* begegnet.


© baH, 02.07.2022

*Salvatore Lavechia entlehnt

Samstag, 9. Juli 2022

Im Schein des Mondes ...

                                Im verborgenen Licht des Du -

das an Deiner Seite

immer und überall leise wispernd zu Dir spricht,

das rüttelt an den Festungsmauern 

des Vermeinens über Mensch und Welt -

wehst Du Klarsicht

im sphärenden Wind tieferer Einheit.


Dein Sagen ein Wink

das Erinnern nicht so einfach hinweg zu kehren

unter die Bruchstücke Deines Weg-Scheitern,

sondern genau hinzuschauen

um fragend die Spur auszumachen,

die Dich vollenden lässt,

was allein Dir aufgegeben.


Denn nicht länger darf sich endlos wiederholen

was einst dem Jüngling und der Göttin

unter dem Schutz der Tempelmauern zu Sais

im geöffneten Auge füreinander geschah -

zu erblinden für ihre Kraft der Verbundenheit.


Gilt es doch das Mysterium des Selbsterkennens

zwischen Mann und Frau zu hüten, um es -               

                                in zukünftigen Zeiten welterneuernd unter einander zu beleben.

© baH, 09.07.2022


Donnerstag, 16. Juni 2022

Aufmerksam

                                … bewegen sich seine Augen

über den Rosenbusch

des verwunschenen Bauerngartens,

der in den letzten Wochen

im lichten Zusammenspiel

einander tief zugewandter Ich-Du Hände

aus seinem Dornröschenschlaf erwachte.


Während eine Schar flügge gewordener Jungschwalben

zwitschernd seine Kreise zieht

greift seine Rosenschere wie tanzend 

in das abblühende Rosengefieder

und belüftet in geführter Aufmerksamkeit

entlang unscheinbarer Kräftelinien

den zart rosaroten Strauch für seine zweite Blüte.


Derweil unweit von ihm - Sie 

mit den Blumen spricht, 

die unter ihren beschirmenden Händen,

genau dort ihren Platz finden,

den die mitempfindende Teilhabe ihres Herzens

an den Wachstumskräften dieses Gartens ihr still anzeigt.


Zwei Menschen - authentisch einander verbunden,

dem Frieden dienend.


© baH, 16.06.2022


Samstag, 26. März 2022

Wendepunkt

Erinnernd

im lichten Kettenhemd

der Unverletzbarkeit stehend -

mutig zugewandt

den allseitig hervortretenden

Monden Flügeln

des Selbsterkennens,

betrete ich

in befreiter Selbstverantwortung

erneut die Höhle des Platon 

waffenlos - 

baH, 26.03.2022

Eine Antwort auf Stefan Kraus

https://laforgesita.wordpress.com/wehrlos/2022/03/25/comment-page-1/#comment-1478 

Freitag, 18. Februar 2022

Es ist an der Zeit ...

                        Der Wärme neue Wege öffnen


                Es ist kalt in Russland -

während die Weite des Landes Schnee bedeckt,

martialisch schweres Kriegsgerät

        hin und her verschoben wird

und kalkuliertes Eigeninteresse allenthalben hinter Büschen hockt.


Es ist kalt - in den Wandelgängen

der internationalen Polit-Arenen,

Depeschen des Argwohns und der Besorgnis

über den Globus hinweg versandt werden,

nur um in Hinterzimmern machtpolitisch durch dekliniert zu werden.


Es ist kalt - in unser aller Herzen,

weil wir nicht bereit eigene Streithaltungen ins Auge zu nehmen,

um abends* still das Licht unseres Metanoia-Willens ins Fenster zu stellen.

                © baH, 18.02.2022

                * Jeden Abend um 21 Uhr


                                    Nicht mit uns


                Sprechen wir es doch offen aus

wo immer wir können, 

dass wir nicht bereit sind darüber hinweg zu schauen,

dass Menschen in Russland und der Ukraine

machtpolitischem Taktieren geopfert werden,

weil wir zu feige sind unseren Willen an die Hand zu nehmen

um unüberhörbar laut kundzugeben - nicht mit uns.


Denn über das Erdenrund hinweg ist alles mit allem verbunden.


Wo wir also unseren Willen nicht straffen,

um Einkehr bei uns selbst zu suchen

wird sich auf der Weltbühne nichts verändern lassen,

es sei denn wir alle öffnen unsere Herzen wirksam füreinander

und stellen unser aktiviertes Willenslicht innerer Umkehr ins Fenster.

                © baH, 18.02.2022

                * Jeden Abend um 21 Uhr

 

Mittwoch, 9. Februar 2022

Mitten hindurch

                                Im Sattel aufsitzen und lächeln,

sich aufrichten in der Schwäche,

das kann nur das Ich,

weil es entgegen dem Ego  

die Treiber der Begierden 

an die Hand zu nehmen weis. 


Es führt dich längs aller Unbill

selbst durch das Dunkel des Nichts -

schützt dich, wo aller Boden wankt

mit der wundersamen Unverwundbarkeit

seines sanft leuchtenden Kettenhemds.

© baH, 09.02.2022


Dienstag, 8. Februar 2022

Null - Wende

                                  Einsammeln


Das Scheitern einsammeln,

durchatmend sich weiten -

das ist es,

was in die Tiefe 

Deiner Zukunft führt.


Rückwärts schauen ja …

doch nicht kleben bleiben,

selbst induzierte Bewegung ist

was vorwärts trägt -

Licht in deine Dunkelheit bringt.


Denn das Nichts

zwischen rückwärts und vorwärts

will von Dir dynamisch erfahren sein.


© baH, 07.02.2022



Aufstehen


Am Punkt der grössten Kraftlosigkeit

die Augen erheben im Ingang und

straffen in Langsamkeit

deine zu Boden gegangene Gestalt.


Ob physisch oder psychisch,

das ist nicht von Bedeutung.

Die Kraftlosigkeit will erfahren,

die Langsamkeit aufgebaut sein,

denn nur dann kannst du Einsitz nehmen

im Nichts -

das Ich aus Ego-Schalen befreien.


© baH, 07.02.2022


Mittwoch, 12. Januar 2022

Es ist kalt ...

                                … dort wo nicht beständig

Bewegung in und durch mich

sich neu initialisiert.


Es ist kalt, bis in die Füsse hinein,

wo ich als Zuschauer 

eigenen Vermeinens mich einniste

hinter Fenstern ängstlicher Selbstsichten.


Selbstsichten hinter Eisblumen, 

ohne Konsequenz 

auf tätigen Verwandlungswillen.


oder ...  dem Frost mich stellend

                                ich der Wärme neue Wege öffne, 

        verpflichtet nur meiner grünenden Ich-Tätigkeit.


© baH, 25.01.2021