Ich erinnere mich:
Auf schmaler Hochseil-Brücke
gehe ich
über schwankende Holzbretter
Aug in Auge
15 Meter über dem Erdboden
langsam
auf Sie zu,
auf Sie, die voller Angst
sich jeden Schritt nach Vorne
gegen die innere Erstarrung zitternd abringt.
Wir stehen vor einander,
suchen vorsichtig
einen Weg aneinander vorbei
und -
ich falle.
Wissend
Du hast nur diesen einen Versuch
reiche ich Ihr meine Hand
flüstere leise
komm
und stehe mit meinen 80 kg
die Tiefe unter uns vergessend
wieder aufrecht vor Ihr
gehe meinen Weg an Ihr vorbei.
Unten eilt sie auf mich zu
bleich im Gesicht
flüstert mich umarmend unter Tränen ...
Ich habe meine Angst besiegt.
© baH, 13.07.2015
Seiner Berufung wird ein literarisch arbeitender Mensch dann gerecht, wenn er durch sein Wortschaffen Wege der Entwicklung für den Menschen eröffnet. Das Wort D-ich-tung spricht es deutlich aus. Es geht um das Ich, um einen Weg der Authentizität in Bezug auf das eigene dichterische Tun. Diesen Weg zeichnete einst schon Aristoteles in seiner Poetik vor. Aus geistesgegenwärtiger Präsenz im Gespräch unter Autoren diesen Weg erneut frei zu legen, dazu will dieser Blog ein Forum sein.
Montag, 13. Juli 2015
Auf dem Hochseil
Die immer neue Herausforderung: Im Gespräch mit dem Du sich finden im Ich. Dichtung, ein Weg der Verdichtung auf das Ich hin, Erwachen zu sich selbst in Ich-Verantwortung. Das Du wird dem innerlich wachen Beobachter auf diese Weise zu einer Quelle eigener Entwicklung und darüber hinaus auch eine mögliche Quelle literarischer Inspiration.
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