Professoral,
das Augenglas auf der Nase
sitzt er in der 1. Klasse,
die Tageszeitung
mit seinen feingliedrigen Händen
bedächtig
Seite für Seite wendend.
Aus seinen rot geränderten Augen
tropft
unübersehbar ein großes Wissen.
Da stürmt ein jugendlicher Rocker
durch den Gang,
reisst die Zeitung mit sich fort,
nimmt sie durch die Zugtür
hinaus auf den Bahnsteig;
der Professor,
mit hochrotem Kopf hinterher.
Der junge Mann wendet sich um,
sieht zwei Bilder aus der geöffneten Aktentasche
zu Boden gleiten,
bückt sich und reicht sie dem Zornroten.
Der sehend,
was arglose Hände ihm reichen,
erbleicht -
er, mit einer Stripperin auf dem Schoss
und er seine Frau innig umarmend, zwei Urlaubsbilder.
Nach einem endlos erscheinenden Augenblick
entschuldigt sich der Professor, Tränen in den Augen;
der Rocker erwidert flapsig,
nichts für ungut alter Mann,
ich tat nur, was ich für richtig hielt.
Aus der sensationslüsternen Menge tönt es,
was war denn das?
© baH, 10.05.2015
Seiner Berufung wird ein literarisch arbeitender Mensch dann gerecht, wenn er durch sein Wortschaffen Wege der Entwicklung für den Menschen eröffnet. Das Wort D-ich-tung spricht es deutlich aus. Es geht um das Ich, um einen Weg der Authentizität in Bezug auf das eigene dichterische Tun. Diesen Weg zeichnete einst schon Aristoteles in seiner Poetik vor. Aus geistesgegenwärtiger Präsenz im Gespräch unter Autoren diesen Weg erneut frei zu legen, dazu will dieser Blog ein Forum sein.
Sonntag, 10. Mai 2015
U-Bahn Pöbelei
Die immer neue Herausforderung: Im Gespräch mit dem Du sich finden im Ich. Dichtung, ein Weg der Verdichtung auf das Ich hin, Erwachen zu sich selbst in Ich-Verantwortung. Das Du wird dem innerlich wachen Beobachter auf diese Weise zu einer Quelle eigener Entwicklung und darüber hinaus auch eine mögliche Quelle literarischer Inspiration.
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