Der Augenblick ist nicht,
es sei denn
ich blicke
in die Augen meines Gegenüber,
bekenne mit meinem Lächeln,
dass ich da bin, wo er auch ist,
mitten im bunten Vielvölker-Farbengemisch
auf der Fussgängermeile -
unter den Klängen von Zimbeln und Trommeln
vereint in gemeinsamer Freude.
Zwei Fremde reichen einander
unscheinbar die Hände -
bauen am Frieden in friedloser Zeit.
© baH, 04.02.2017
inspiriert durch das nachfolgende Gedicht
von Barbara Hauser
https://schwerelos2013.wordpress.com/
Münchner Geschichten
Mitten auf der Kaufingerstraße sitzen Passanten eng beieinander
auf Rundbänken, die sich um zwei alte Bäume schmiegen
und nutzen die ersten Sonnenenstrahlen.
Um uns herum dieses noch gewohnheitsbedürftige Vielvölkergemisch,
das Kopf an Kopf die Straßen von München bevölkert.
Eine Gruppe von Hare Krishna Jüngern in orangefarbenen
Gewändern zieht trommelnd und singend vorbei.
„Bunt ist die Welt …“ äußere ich wieder einmal staunend
und lächle einen älteren Mann auf der Bank an.
Schööön“, sagt er mit leuchtenden Augen
und zeigt deutlich seine Freude an dieser Kulisse.
Seine Begeisterung an dem bewegten Leben
überträgt sich auf mich und wie von selbst
wechsle ich aus dieser grauen Ebene, die die Müdigkeit
in mir hervor gerufen hatte und schaue mit seinen Augen
auf die orangenen Gewänder, den Gesang und das Trommeln,
das graubraun der noch winterlichen Bäume, die vielen Menschen
und sehe plötzlich alles vom Gold der Wintersonne überhaucht.
Willig trete ich in das Geheimnis des Augenblicks ein.
Wie schnell doch die Ebenen wechseln! Wie nah sie beieinander liegen!
Die Müdigkeit ist verflogen. Mein Herz fühlt sich weit an und leicht.
Was für eine Begegnung! Heilung geschieht mir
im Vorübergehen, in Sekunden.
***
Leichtfüssig bewege ich mich mit dem Strom der Menschen
zur nächsten S-Bahn-Station.
Das Lächeln des Mannes begleitet mich bis nach Hause,
umhüllt mich mit dem Duft der Freude.
© bmh, 02.02.2017
Seiner Berufung wird ein literarisch arbeitender Mensch dann gerecht, wenn er durch sein Wortschaffen Wege der Entwicklung für den Menschen eröffnet. Das Wort D-ich-tung spricht es deutlich aus. Es geht um das Ich, um einen Weg der Authentizität in Bezug auf das eigene dichterische Tun. Diesen Weg zeichnete einst schon Aristoteles in seiner Poetik vor. Aus geistesgegenwärtiger Präsenz im Gespräch unter Autoren diesen Weg erneut frei zu legen, dazu will dieser Blog ein Forum sein.
Samstag, 4. Februar 2017
Durch - Sicht
Die immer neue Herausforderung: Im Gespräch mit dem Du sich finden im Ich. Dichtung, ein Weg der Verdichtung auf das Ich hin, Erwachen zu sich selbst in Ich-Verantwortung. Das Du wird dem innerlich wachen Beobachter auf diese Weise zu einer Quelle eigener Entwicklung und darüber hinaus auch eine mögliche Quelle literarischer Inspiration.
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