Donnerstag, 2. Februar 2017

Sich weiten ...

                Bisweilen stehe ich an Strassensäumen
                und halte inne im Getriebe des Tages,
                nehme mir eine Auszeit auf einer Parkbank
                oder verweile im Dialog mit der Stille
                hinter einem Fenster meine Wohnung,
                trete auf den Balkon hinaus
                und lausche nach aussen, wie nach innen.   
                       
                Aufmerksam die Ebenen wechselnd,
                die oft nahe beieinander schwingen
                löse ich den Vorstundenbann
                vor dem Geheimnis des Augenblicks,
                trete ein, bewegt in Bewegung,
                offen für das Neue
                in sich weitende Lebenshorizonte.

                Nicht müde meine Bewegungsgestalt zu dehnen,
                bin ich Neuland Wanderer,
                ein Zeitreisender zwischen den Welten,
                Augen und Ohren offen für das Wispern
                im Nebel-Tropfen Geäst
                am Morgen vor Sonnenaufgang, späterhin
                im Geraune der Menschen auf der Fussgängermeile.

                Welt und Menschen zu umarmen ist mein Beruf.

                © baH, 02.02.2017
                inspiriert durch: „die Zeit hält ihren Atem an“
                von Barbara Hauser, 29.12.2011
                https://schwerelos2013.wordpress.com/

1 Kommentar:

  1. Münchner Geschichten

    Mitten auf der Kaufingerstraße sitzen Passanten eng beieinander
    auf Rundbänken, die sich um zwei alte Bäume schmiegen
    und nutzen die ersten Sonnenenstrahlen.
    Um uns herum dieses noch gewohnheitsbedürftige Vielvölkergemisch,
    das Kopf an Kopf die Straßen von München bevölkert.
    Eine Gruppe von Hare Krishna Jüngern in orangefarbenen
    Gewändern zieht trommelnd und singend vorbei.

    „Bunt ist die Welt …“ äußere ich wieder einmal staunend
    und lächle einen älteren Mann auf der Bank an.

    Schööön“, sagt er mit leuchtenden Augen
    und zeigt deutlich seine Freude an dieser Kulisse.

    Seine Begeisterung an dem bewegten Leben
    überträgt sich auf mich und wie von selbst
    wechsle ich aus dieser grauen Ebene, die die Müdigkeit
    in mir hervor gerufen hatte und schaue mit seinen Augen
    auf die orangenen Gewänder, den Gesang und das Trommeln,
    das graubraun der noch winterlichen Bäume, die vielen Menschen
    und sehe plötzlich alles vom Gold der Wintersonne überhaucht.

    Willig trete ich in das Geheimnis des Augenblicks ein.

    Wie schnell doch die Ebenen wechseln! Wie nah sie beieinander liegen!
    Die Müdigkeit ist verflogen. Mein Herz fühlt sich weit an und leicht.

    Was für eine Begegnung! Heilung geschieht mir
    im Vorübergehen, in Sekunden.

    ***
    Leichtfüssig bewege ich mich mit dem Strom der Menschen
    zur nächsten S-Bahn-Station.

    Das Lächeln des Mannes begleitet mich bis nach Hause,
    umhüllt mich mit dem Duft der Freude.

    © bmh, 02.02.2017

    Inspiriert von Deinem Eintrag konnte ich mein Erlebnis in München und die damit verbundenen Gedanken schon heute in Worte kleiden.

    In Resonanz grüße ich herzlich Barbara

    ***


    s.a. unter sansvoile - wenn Du magst.

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