Durch die Fussgängerzone
flanieren sie,
Ehepaare Arm in Arm,
die Augen
einander zugewandt im vertrauten Gespräch -
einen Schleier der Stille
unscheinbar um sich gewoben.
Nur wenige Meter weiter
sucht ein Kind
mit leuchtenden Augen
seinen Weg
durch eine Horde Jugendlicher,
die mit Bierflaschen in Händen
letzte Silvesterböller laut grölend entzünden.
Das Kind schreit auf,
flüchtet sich mit Tränen in den Augen
in die Arme seiner Mutter,
während der Vater
das Hündchen einfängt,
das nur haarscharf einer Leuchtrakete entgangen
sich jaulend in einen Hauseingang geflüchtet hat.
Von einem Steinkubus seitwärts
erhebt sich ein Jugendlicher,
schüttet seine Bierflasche in den Rinnstein,
geht auf Mutter und Kind zu
und entschuldigt sich bei dem Kind -
der Vater lädt ihn in ein Strassencafé ein,
nur einen Steinwurf entfernt.
Sie sprechen länger miteinander,
bis sich der Jugendliche wieder erhebt,
aufrechten Ganges auf seine Kameraden zugeht,
die ihr Treiben
ohne Anbindung an das Geschehene fortgesetzt haben
und sie mit unüberhörbarer Stimme anspricht -
betretenes Schweigen.
Für einen Augenblick
senkt sich eine Hauch von Ewigkeit
über die Fussgänger Meile,
während ein Jugendlicher nach dem anderen
zögernd seine Bierflasche in einen Kuli kippt,
mit Hand anlegt die Reste des Feuerwerks
in einem nahen Mülleimer zu entsorgen.
Mit gesenkten Häuptern von dannen ziehend
grüssen sie verlegen Vater, Mutter und Kind
im Vorübergehen;
zeitgleich reinigt ein Windstoss
den Ort des Geschehens vom Feuerwerk-Nebel;
über dem Kind flammt auf
eine leuchtende Aureole.
Ohne zu verstehen bleiben Passanten
vor dem Strassencafé stehen;
der Vater lächelt,
entzündet mit dem Licht seiner Augen
da und dort ein Erwidern -
das Kind in den Armen seiner Mutter,
voll Freude seinen Hund auf dem Schoss.
© baH, 02.01.2015
Seiner Berufung wird ein literarisch arbeitender Mensch dann gerecht, wenn er durch sein Wortschaffen Wege der Entwicklung für den Menschen eröffnet. Das Wort D-ich-tung spricht es deutlich aus. Es geht um das Ich, um einen Weg der Authentizität in Bezug auf das eigene dichterische Tun. Diesen Weg zeichnete einst schon Aristoteles in seiner Poetik vor. Aus geistesgegenwärtiger Präsenz im Gespräch unter Autoren diesen Weg erneut frei zu legen, dazu will dieser Blog ein Forum sein.
Freitag, 2. Januar 2015
Übergänge

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