Seiner Berufung wird ein literarisch arbeitender Mensch dann gerecht, wenn er durch sein Wortschaffen Wege der Entwicklung für den Menschen eröffnet. Das Wort D-ich-tung spricht es deutlich aus. Es geht um das Ich, um einen Weg der Authentizität in Bezug auf das eigene dichterische Tun. Diesen Weg zeichnete einst schon Aristoteles in seiner Poetik vor. Aus geistesgegenwärtiger Präsenz im Gespräch unter Autoren diesen Weg erneut frei zu legen, dazu will dieser Blog ein Forum sein.
Donnerstag, 24. Mai 2012
Gitterstäbe
Bleich
sitzt Du hinter starren Stäben
grübelst
im Sarkasmus badend
über Missverhältnisse dieser Welt.
Du legst den Finger -
auf so manche Wunde,
weisst maliziös,
was „man“ tut
in dieser Lage
und dirigierst,
vom weichen Sessel aus,
weit ausholend,
das Theater dieser Welt.
Dein Kinn, verweichlicht,
hängt schlaff vom guten Essen
Dir im Gesicht,
doch Deine Stimme schneidend,
spricht über dies und jenes Sagen
Worte des Gerichts.
Du dünkst Dich gross in Deiner Welt,
blickst in der Rage Deines Wissens
mit rot verfärbten Wangen
durch Deine Gitterstäbe in die Welt,
verneigst galant Dich
vor den Gitter-Zinnsoldaten
und lehnst im Rausche Deines Selbst,
Dich hinter Gittern wohl gesichert,
zurück zum Schlafe
in die Kissen Deiner kleinen Welt.
© Bernhard Albrecht, 14.09.2011
Labels:
Gericht,
Gespräch mit anderen Autoren,
Lyrik,
Sarkasmus,
Selbst
Die immer neue Herausforderung: Im Gespräch mit dem Du sich finden im Ich. Dichtung, ein Weg der Verdichtung auf das Ich hin, Erwachen zu sich selbst in Ich-Verantwortung. Das Du wird dem innerlich wachen Beobachter auf diese Weise zu einer Quelle eigener Entwicklung und darüber hinaus auch eine mögliche Quelle literarischer Inspiration.
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Lieber Bernhard, beide Gedichte sind sehr beeindruckend (es freut mich, den unwirklichen Ruf wieder einmal zu lesen. Alle Deine Kommentar-Gedichte mochte ich sehr und haben mich sehr gefreut...!)und so nahe an der Wirklichkeit, dass man völlig sprachlos verbleibt...!
AntwortenLöschenIch besuche Dein Blog oft, sind Deine Gedichte doch so reichhaltig, dass man sie oft beim ersten Lesen nicht völlig fassen kann!
Danke Dir von Herzen und liebe Grüsse!
Renée