Seiner Berufung wird ein literarisch arbeitender Mensch dann gerecht, wenn er durch sein Wortschaffen Wege der Entwicklung für den Menschen eröffnet. Das Wort D-ich-tung spricht es deutlich aus. Es geht um das Ich, um einen Weg der Authentizität in Bezug auf das eigene dichterische Tun. Diesen Weg zeichnete einst schon Aristoteles in seiner Poetik vor. Aus geistesgegenwärtiger Präsenz im Gespräch unter Autoren diesen Weg erneut frei zu legen, dazu will dieser Blog ein Forum sein.
Montag, 19. November 2012
Unscheinbare Spur
Tages Blüten,
aufgeblasen
vom schnellen Trieb,
nur Stunden
leuchten sie im Gezweig.
Nicht so die Blüten der Nacht!
Ihr durchsonntes Läuten,
in der Stille
tiefer Besonnenheit gereift,
klingt leise -
und mächtig zugleich,
selbst dann noch,
wenn im Aussen
der Sinn für die Tiefe
des Wortes -
verloren.
Im Herzen tief
singt es
durch Zeit und Ewigkeit
und formt an den Kräften
im Hier und Jetzt
einer neuen Zeit.
© Bernhard Albrecht, 19.11.2012
Kommentargedicht
zu unten stehendem Gedicht vom 18.11.2012
von Barbara Hauser:
http://www.ikebana.wordpress.com
schwerelos
umfließt die Stille
Wortblumen
bündelt sie erneut
im weiten Raum
deine Worte -
meine
© Barbara Hauser
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Besonnenheit,
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Zeit und Ewigkeit

Mittwoch, 14. November 2012
Mitten hindurch
Zurücklassend alle Bedenken,
stellst Du Dich hinein
in den Fluss der Bewegungen,
die von den Horizonten
tief miterlebten Interesses
an Dich herantreten,
Dich berühren und durchdringen,
betrittst Du
den Kreis der Kraft,
der Dich in Dein Schöpfertum führt.
Vor und in Dir eine Aussicht,
die weite Wege
sichtbar werden lässt,
im gleichen Atemzug jedoch
alles Zaudern in Dir umstülpt
in ein mutiges Vorwärts
und in sich gefasster innerer Ruhe
Dich vorwärts gehen lässt,
hin auf ein Nächstes,
das zu tun ist.
So folgst Du Deiner Spur
im Ich - „mitten hindurch.“
© Bernhard Albrecht, 14.11.2012
Pia Bossi zugeeignet
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Spur

Montag, 12. November 2012
Atem des Lebens
Stille -
Du geheimnisvoll Verschleierte
zwischen den Worten,
dem Lauschenden
Tor zur Anderwelt.
Stille -
Du leise aufflammender Lichtfunken
in den Lichtbändern
zwischen den Worten.
Stille -
im Licht
Deiner Quelle
finden Heilung
die geschändeten Kräfte des Seins.
Stille -
in Deiner Mitte
vereinen sich
die beiden Pole des Lebens
zu schöpferischem Tun
in der Selbstermächtigung durch das Ich.
Stille -
Du Atem des Lebens.
© Bernhard Albrecht, 11.11.2012
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Tor

Freitag, 9. November 2012
Das Es
Nur wir sind es,
die sich dem lebendigen Leben
entziehen,
nur wir können dies tun,
tun es immer wieder.
Nur wir meinen
Tag lang immer wieder,
Es tut mit uns.
Welch ein Widersinn!
Denn wir allein
haben es in der Hand
Leben lebendig zu erschaffen
im Ich.
© Bernhard Albrecht, 09.11.2012
Bruni Kantz zugeeignet
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Widersinn

Melodie
Im Tanz der Intervalle,
die Dein Sinnen
durchdringen,
in der Stille vieler
kleiner Augen - Aufschläge
im geschäftigen Treiben
des A l l t a g s
in und um Dich herum -
dieses Summen,
das vielschichtig
sich überlagernd
Melodien
fliessend in sich fasst -
öffnen sich Tore!
Aus unergründlichen Tiefen
umschweben Dich Worte
und -
im Zeitfenster
geht ein Ruf an Dich,
hörst Du
im Tönen der Muschel Dich.
© Bernhard Albrecht, 09.11.2012
Kommentargedicht für Ursa Angst,
zu dem Gedicht „Im Zeit-Garten“ vom 03.11.2012
http://www.grenzenloswortlos.blogspot.ch
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Durchgang
Müde atmet die Freiheit,
gleich einem fernen Windhauch
kaum zu spüren.
Müde -
in den Tiefen ein Rauschen,
das auf wundersame Weise mich gürtet,
ein Rauschen, das ich vernehme,
wenn ich der Tiefe
gerade jetzt mein Ohr leihe
und lausche.
Mich gürtet
und Tränen über die Wände
meiner Gefangenschaft kullern lässt.
Schreibe Dir selber eine Liebeserklärung!
© Bernhard Albrecht, 09.11.2012
Kommentargedicht für Miroslav B. Dusanic
zu seinem Gedicht „Niederlage“ vom 05.11.2012
http://www.miroslavdusaniclyrik.blogspot.ch
gleich einem fernen Windhauch
kaum zu spüren.
Müde -
in den Tiefen ein Rauschen,
das auf wundersame Weise mich gürtet,
ein Rauschen, das ich vernehme,
wenn ich der Tiefe
gerade jetzt mein Ohr leihe
und lausche.
Mich gürtet
und Tränen über die Wände
meiner Gefangenschaft kullern lässt.
Schreibe Dir selber eine Liebeserklärung!
© Bernhard Albrecht, 09.11.2012
Kommentargedicht für Miroslav B. Dusanic
zu seinem Gedicht „Niederlage“ vom 05.11.2012
http://www.miroslavdusaniclyrik.blogspot.ch
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Donnerstag, 8. November 2012
Sehnsucht
Einem jungen Fohlen gleich,
das seine Nüstern neugierig öffnet,
die tausend unbekannten Düfte
am Wegesrand zu erkunden,
wirst Du geführt,
bis,
ja bis Du irgendwann
einkehrst ganz bei Dir -
Du still lauschst einem Ton in Dir,
der immer schon war,
nur zugedeckt
von Deiner unstillbaren Sehnsucht.
Aus der nach aussen gewandten Horizontalen
gehst Du in die innere Vertikale
und findest
in den Tiefen eine Kraft,
die grösser ist,
als alles, was Du vorher
suchtest und fandest.
Heimgekehrt
beginnst Du Freiheit zu leben,
still im Hier und Jetzt.
© Bernhard Albrecht, 08.11.2012
Kommentargedicht für Ursa Angst
zu dem Gedicht: "Das Nie" vom 01.09.2012,
http://www.grenzenloswortlos.blogspot.ch
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Kraft,
Sehnsucht,
Ton

Dienstag, 6. November 2012
Kelch
Den Kelch am Mund -
trinke,
trinke ohne Widerrede,
denn nur so gelangst Du
mit Deinem inneren Fährmann
an die Ufer des Lichts
jenseits des Nicht-Wissens.
Trinke,
was in Dir aufsteigt
im Angesicht des Du,
das zu Dir spricht,
wenn lauschend Du
Dein Ohr öffnest,
wo immer.
Trinke -
lass trinkend Dich fallen
dem Grunde zu,
mitten hindurch
durch jede Art der Selbstbehauptung,
denn „nachtodliche“ Ich - Erfahrung
wird allein dem geschenkt,
der zuvor alles Ja-Aber fallen liess.
© Bernhard Albrecht, 06. 11. 2012
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Ich,
Lyrik,
Ohr,
Selbstbehauptung

Mittwoch, 31. Oktober 2012
Soziale Alchemie
Zurücktretend in die Stille -
lauschen dem Nachklang der Worte,
in mir und über mich hinaus,
das schafft
im höheren Sinne
an einer sozialen Ordnung,
die Nachhaltigkeit bewirkt,
öffnet Licht – Räume,
in denen Kräfte
für ein Zueinander Finden
über alle Grenzen hinweg
sich ineinander verweben können –
still und leise,
ohne den Lärm grosser Auseinandersetzungen.
© Bernhard Albrecht, 30.10.2012
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Auseinandersetzung,
Grenze,
Reflexionen,
soziale Ordnung,
Stille

Freitag, 26. Oktober 2012
Farbensegen
Sanft einander wiegend im Wind,
Blätter im Gezweig
scheu lächelnd,
fragend -
ein Sturm der Farben.
Flammendes Feuer
lichtert
der Erde zu.
Wie viel der himmlischen Kraft
hast Du übers Jahr hin verinnerlicht,
durch Deine Füsse
in der Erde verankert?
© Bernhard Albrecht, 25.10.2012
Angel Maria Perezano gewidmet
http://www.wordpress.com
Du - Baum
Wortloser Austausch
zwischen kryptischem Gewahrsein
und lichter Höhe.
Über rauhe Rinde wandern
die Fingerspitzen himmelwärts
und mit ihnen mein Blick.
Dort, wo die Weite mit den
leuchtenden Blättern spielt,
der Wind ihnen herbstliche Töne entlockt,
bevor sie leise zu Boden fallen
und ihn mit goldenem Vlies bedecken.
© Barbara Hauser, 29.10.2012
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Feuer,
Füsse,
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Wind

Donnerstag, 25. Oktober 2012
Geradlinig ...
Schwer ist es
dem eigenen inneren Blick
nicht auszuweichen,
die so viel leichteren Seitenwege
erst gar nicht zu betreten,
angesichts der vielen Möglichkeiten
dennoch geradlinig zu bleiben
in der eigenen inneren Bewegung.
Schwer ist es
sich selber treu bleibend,
vor dem Nichts
nicht ein zu knicken
und in der Stille
immer wieder die Fülle zu finden,
aus dem Vertrauen
in die eigene eingeborene Schrittgebärde.
Schwer und beglückend -
aus der Stille des Nicht-Wissens
fortschreitend
die Geburt des eigenen Ich
immer tiefer zu erfahren!
© Bernhard Albrecht, 25.10.2012
für Jens H.

Mittwoch, 17. Oktober 2012
Vase
Der Gesang der Stille,
webend
um die Worte des Du,
sie einhüllend
mit seinem lichten Atem,
eröffnet Tore
zu einem „Wir“
in All-Einheit -
auf dem Boden des Ich.
© Bernhard Albrecht, 17.10.2012
Kommentargedicht zu „Neulandwege“ von bmh.
webend
um die Worte des Du,
sie einhüllend
mit seinem lichten Atem,
eröffnet Tore
zu einem „Wir“
in All-Einheit -
auf dem Boden des Ich.
© Bernhard Albrecht, 17.10.2012
Kommentargedicht zu „Neulandwege“ von bmh.
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Atem,
Gespräche mit anderen Autoren,
Ich,
Stille,
Wir

Dienstag, 16. Oktober 2012
Auferstehen
Verdichtet
spürst Du
sich einwurzelnd
die Kraft -
in eins im Augenblick.
Gleich dem Morgenrot
strömt sie Dir zu
und Du breitest
Deine lichten Flügel -
Dich einatmend,
das Lied
nächtlicher Neulandwege
auf Deinen Lippen.
© Bernhard Albrecht, 16.10.2012
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Kraft,
Morgenrot,
Reflexionen

Montag, 8. Oktober 2012
Lichtatem
Mit zarten Fingern
umfasst die Stille
zu jeder Zeit
die Gemeinsamkeiten
suchender Menschen.
Mit zarten Fingern
bahnt sie
vorauseilend
die Wege
des einander Findens.
Mit zarten Fingern
führt sie
in Zusammenhänge
innerer Beglückung und Fülle
an den Enden des Verlangens.
Zart
still
in eins
mit sich
der Welt -
wach
dem Augenblick hingegeben!
© Bernhard Albrecht, 08.10.2012

Umschwung
Zu keiner Zeit
gemeinschaftsfähig
ist das Urteil,
zu keiner Zeit.
Gleich dem Dorn
einer Hacke
markiert es Wege
der Befreiung.
Wege der Befreiung
aus verengten Blickwinkeln
des Ego,
ein Tasten
im Nebelmeer zahlloser Verirrungen.
Endpunkte der Selbstsicht!
Zu keiner Zeit
gemeinschaftsfähig
ist das Urteil,
zu keiner Zeit.
Es sei denn ...
Überwindung öffnet
im Blick auf das Du
Sonnenaufgangswege im Ich.
© Bernhard Albrecht, 08.10.2012
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Reflexionen,
Überwindung,
Urteil

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